22.07.2024 – 23.07.2024
Die Nordsee mit ihren Gezeiten ist für uns, die wir hier noch nie auf dem Wasser waren, schon eine echte Herausforderung. In Abhängigkeit von den Wasserständen, den Hochwasserzeiten, der jeweiligen Strömung, der prognostizierten Windstärke und -richtung rechnen wir die Entfernungen zu unserem nächsten Ziel rauf und runter. Wir wollen immer noch nach Helgoland, morgen, am 23., um 6h soll es losgehen.

Aber nein: Unser Capitán sieht ein Fenster, in dem wir bei günstigem Wetter all die anderen Faktoren gut nutzen und innerhalb von 15 bis 20 Stunden direkt nach Borkum durchrauschen können. Das hört sich richtig gut an, obwohl eine Nachtfahrt eigentlich nicht vorgesehen war. Aber wir sparen uns die Zwischenstationen auf Helgoland und auf Norderney.

Wir tanken voll (64l) und um 16.46h legen wir von der Tankstelle in Cuxhaven ab, auf nach Borkum. Wir sind tiefenentspannt und motoren Richtung Elbmündung und nutzen dabei den Ebbstrom, 6,5kn zeigt das Display (Fahrt über Grund, die Anzeige für die Fahrt durchs Wasser ist ja ausgefallen).

Sobald der Ebbstrom nachläßt, sinkt die Geschwindigkeit, wir motoren nach wie vor. Capitán Pachicho hält seine Begeisterung im Zaum: „Das Boot läuft nicht!“. Wir vermuten, dass sich in den 6 Wochen in Cuxhaven möglicherweise ein Algenteppich am Unterwasserschiff gebildet hat. Vielleicht haben wir eine Plastiktüte am Propeller, wer weiß? Aber was tun? Zur Umkehr ist es zu spät. Zwischenstop in Norderney? Die Zufahrt ist echt tricky und nur bei Hochwasser zu empfehlen. Allerdings geht gerade die Sonne unter. Nachts nach Norderney? Nein! Wir entscheiden uns, wir schleppen uns nach Borkum und dann untersuchen wir das Unterwasserschiff.

Gesagt, getan: Die ganze Nacht schleichen wir unter Motor mit einer Geschwindigkeit von 3 bis 5 Knoten. Allerdings muss in Folge der Behinderung der Motor deutlich mehr Energie aufwenden, sprich: er verbraucht viel mehr Sprit als normalerweise. Kurz vor 10h morgens bleibt uns noch genau ein Liter im Tank. Halleluja! Wir machen den Motor aus, die Segel hatten wir die ganze Nacht schon auf zur Unterstützung des Motors.

Wir segeln, teilweise mit 5 Knoten, müssen ab und zu kreuzen, und als wir an der berühmten Fischerbalje sind, bergen wir das Groß. Wir haben Glück: Hochwasser Borkum ist für 13.18h angesagt. Der Flutstrom hilft uns. Nur mit der Fock retten wir uns um 13.10h in den Schutzhafen Borkum, der Motor springt an, wir können anlegen, geschafft!

Dieser Törn (115 Meilen, über 20 Stunden unterwegs) war eine echte Herausforderung mit leicht unterdurchschnittlichem Spaßfaktor. Aber wir haben es geschafft. Und quasi zur Belohnung ist Familie Bayer, die in genau dieser Woche auf Borkum Urlaub macht, am Steg und empfängt uns freudestrahlend. Wow, welch eine Freude!!!

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